Asphalt, Beton, Kies und Schotter

 

In einschlägigen Fachzeitschriften wie „Landschaft Bauen & Gestalten“ sowie „Neue Landschaft“ u.a. häufen sich Artikel mit den Überschriften „Sag mir wo die Blumen sind“- Vom Sinn und Unsinn der Schottergärten oder „Rettet den Vorgarten“.

 

Die Problematik der zunehmenden Asphaltierung, Verschotterung und Betonisierung unserer Gärten und Ortschaften, wie sie immer noch weiter vorangetrieben wird, nimmt ein noch nie dagewesenes Ausmaß an.

Mit dem Argument und Bedürfnis nach „Sauberkeit“ und „Pflegeleichtigkeit“ beseitigen wir immer mehr laubabwerfende Bäume, Sträucher und Stauden und ersetzen sie durch mehr oder weniger kehrbares Einheitsgrau. Und dieses sowohl in horizontaler Form als Beton- und Schotterwüsten als auch in vertikaler Ausrichtung in Form von Metall-Gittermattenzäunen, Betonmauern und anderen, optisch wenig ansprechenden, Zaun- und Sichtschutzelementen.

Was ist passiert im Laufe der Jahrzehnte? Früher war die Dorflinde ein hohes Kulturgut eines Ortes, der blühende Vorgarten das Aushängeschild, die Visitenkarte eines Anwesens, die Obstbäume geschätzt und wichtig für die gesunde Ernährung und Vorratshaltung.

An den Laubgehölzen sind die Jahreszeiten abzulesen. Wie schön ist es doch, wenn nach Monaten der Kälte und Farblosigkeit die jungen Blätter sprießen und ein frisches Grün unsere Augen erfreut. Und wie bunt und lebhaft verabschieden sich eben nur laubabwerfende Gehölze in den Winter. Einer meiner Lieblingsorte ist der sog. Ahornboden in der Eng (Alpen). In diesem Tal zu laufen in der warmen Herbstsonne, in der die gelb, orange und rot gefärbten Blätter an den Ahornbäumen und am Boden leuchten ist ein wahrer Genuss.

Wie kann es sein, dass wir das Laub nur noch als „Dreck“ sehen. Ohne Falllaub gibt es eben weder diesen schönen saftiggrünen Austrieb im Frühjahr, noch diese bunten, leuchtenden Farben des Herbstes.

Ein sog. „Kiesgarten“, wie er unlängst viele Vorgärten „schmückt“ sieht das ganze Jahr über gleich öde aus. Manchmal zieren noch vereinzelte Gräser oder Koniferen diese „Steinwüsten“. Meist sehen sie darin allerdings sehr verloren aus. Ganz abgesehen davon sind die Jahreszeiten bei dieser Art von Begrünung kaum ablesbar.

Dabei ist es so wichtig für die Lebens- und Wohnqualität in einer Straße wie die Vorgärten gestaltet sind. Steine sind totes Material. Sie sind in dieser Form weder für den Menschen, noch für die vielen Insekten nutzbar bzw. einladend. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge u.v.m. finden keinerlei Nahrung.

Ein Zitat aus einer der o.g. Zeitschriften: „Der Vorgarten ist noch vor der Fassade der Teil des Hauses, der nach außen wirkt und Nachbarn, Freunden und Passanten einen Eindruck von den Bewohnern gibt.“

Was vermittelt ein solcher zugepflasterter oder geschotterter Vorgarten, der neben Müll- und Papiertonne bestenfalls noch einen Pflanzkübel oder ein vereinsamtes Gräslein aufweist?

Ganz zu schweigen von der kleinklimatischen Wirkung eines funktionierenden Grüns an heißen Sommertagen. Wie wohltuend ist der Sitzplatz unter der Krone eines Baumes an heißen Sommertagen. Durch die Verdunstungskälte mildert er die Hitze im ansonsten asphaltierten und gepflasterten Straßenbereich.

Sind uns diese Wohlfühl-Qualitäten völlig egal geworden? Haben wir den Sinn für diese Werte, den Sinn für Ästhetik verloren?

Wollen wir tatsächlich all diese Gemeinwohlfaktoren einer sich selbst aufgebürdeten und sehr zweifelhaft anmutenden Sauberkeitsauffassung oder vermeintlichen Pflegeleichtigkeit opfern? Vermeintlich deshalb, da sich in diesen sog. „Kiesgärten“ nach wenigen Jahren Gräser und flugfähige Wildkräuter aussamen, die man ohne großen Aufwand nicht mehr raus bekommt.

Wie nachfolgenes Foto zeigt: Es geht auch anders!

 

Ich hoffe, mit diesem Artikel ein wenig zum Nachdenken anzuregen und einen kleinen Anstoß zu geben die eigene Einstellung zu diesem Thema kritisch zu hinterfragen.

 

Susanne Schwab

 

 

 

 

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